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KommentarDie Union gleicht einem Trümmerhaufen

Der Machtkampf zwischen Markus Söder und Armin Laschet macht inzwischen einer Netflix-Serie alle Ehre. Das Vertrauen der Bürger dürften die Kontrahenten so schnell nicht wiedergewinnen.Thomas Sigmund 19.04.2021 - 05:41 Uhr Artikel anhören

Die Union gleicht dank dem Gezerre um die K-Frage mittlerweile einem Trümmerhaufen.

Foto: AFP

Beendet ist die Wahl eines Papstes, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt. Doch nach der neuerlichen Nachtsitzung im Streit um die Kanzlerkandidatur gibt es weder ein „Hambemus Laschet“ noch ein „Habemus Söder“. Die Union gleicht vielmehr einem Trümmerhaufen, aus dem schwarze Wölkchen aufsteigen. 

Der Machtkampf zwischen dem CDU-Vorsitzenden Laschet und CSU-Chef Söder macht inzwischen einer Netflix-Serie alle Ehre. Der bayerische Ministerpräsident flog Sonntag am späten Abend mit einem Privatjet nach Berlin. Sein Rivale Laschet fuhr mit hoher Geschwindigkeit in der Nacht aus der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in den Reichstag, um sich dort mit Söder, Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zu treffen.

Die Agenturen überschlugen sich. Manch einer hatte die Hoffnung, die Union könnte sich doch noch auf einen Kanzlerkandidaten einigen, bevor am Montag die Grünen um 11 Uhr in bester Harmonie ihre Spitzenpersonalie verkünden. Doch um halb zwei Uhr nachts war wieder Schluss. Kein weißer Rauch stieg auf, die inzwischen arg zerrupften Kontrahenten stiegen in ihre Dienstautos und rasten davon. 

Jede verfahrene Lage birgt auch Chancen

Doch es gibt auch etwas Positives an der verfahrenen Lage. Aus den Trümmern entstehen oft gute Ideen. Die CDU kann sich etwa fragen, warum Vorstand und Präsidium offenbar so am Willen weiter Teile der Basis vorbei entschieden haben. Aus vielen Landesverbänden gibt es heftigen Widerstand, der die Unionsabgeordneten in helle Aufregung versetzt. Sonntagabend hatten sich zuletzt die Junge Union und der niedersächsische Landesverband mehrheitlich für Söder ausgesprochen.

Die CSU muss sich fragen, wie ein Markus Söder mit einer völlig ramponierten CDU und einem so beschädigten Parteivorsitzenden einen erfolgreichen Wahlkampf führen will. Die Bürger mögen vieles vergessen. Doch das Vertrauen in Politiker, die sich auf offener Bühne so zerlegen, dürfte so schnell nicht wiederkommen. 

Mehr: K-Frage Machtkampf in der Union weitet sich aus – Treffen zwischen Laschet und Söder endet ergebnislos

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