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Keiko Erikawa Japans reichste Unternehmerin berät jetzt Japans reichsten Mann

Softbank-Chef Masayoshi Son umgibt sich im Vorstand gern mit starken Unternehmern. Seine neueste Beraterin ist eine 72-jährige Videospielpionierin.
23.06.2021 - 16:14 Uhr Kommentieren
Die 72-Jährige ist eine Ikone der japanischen Spieleindustrie. Nun rückt sie in den Softbank-Verwaltungsrat. Quelle: Koei Tecmo
Keiko Erikawa

Die 72-Jährige ist eine Ikone der japanischen Spieleindustrie. Nun rückt sie in den Softbank-Verwaltungsrat.

(Foto: Koei Tecmo)

Tokio Bislang war Keiko Erikawa vor allem unter Japans Videospielfans eine bekannte Größe. Nun macht Masayoshi Son, der Chef des weltgrößten Technikinvestors Softbank, die 72-jährige Milliardärin zu einer der einflussreichsten Frauen in der Technikwelt. Am Mittwoch wählten die Softbank-Aktionäre die Videospielpionierin in den Verwaltungsrat.

Japans reichster Mann legte seinen Anlegern die Auserwählte wärmstens ans Herz. „Sie ist eine großartige Unternehmerin“, erklärte er seine Wahl. Sie habe in der Videospielindustrie ihr Unternehmen Koei Tecmo über Jahrzehnte erfolgreich expandiert. „Ich respektiere und verehre sie“, so Son über Japans reichste Unternehmerin. „Daher habe ich sie gebeten, dem Verwaltungsrat beizutreten.“

Tatsächlich entspricht Erikawa dem Beuteschema des weltweit finanzkräftigsten Jägers von Einhörnern, wie ungelistete Mega-Start-ups mit mehr als einer Milliarde Dollar Marktwert genannt werden. Die japanische Unternehmer- und Investorenlegende hat sich in seinem Verwaltungsrat nie mit Ja-Sagern, sondern immer mit meinungsstarken Unternehmensgründern, Managern und Experten umgeben, um seine eigenen Impulse zu bremsen.

Erikawa ersetzt nun die bekannte ehemalige Bankerin und Professorin Yuko Kawamoto, die die Leitung von Japans Nationaler Personalbehörde übernommen hat. Und sie bringe selbst viel für den neuen Teilzeitjob mit, meint der deutsche Videospielexperte Serkan Toto, Gründer des Tokioter Investoren- und Marktberaters Kantan Games. „Sie ist eine Ikone der japanischen Spieleindustrie, eine der ganz wenigen weiblichen Führungspersönlichkeiten in Japan und schlicht und ergreifend sehr erfolgreich.“

Dabei begann ihre Karriere ganz bescheiden, in den aufrührerischen 1960er-Jahren. Sie war in eine wohlhabende Familie geboren. Aber nach dem Tod ihres Vaters zog die Mutter mit den Kindern von der Großstadt Yokohama raus aufs Land zu den Großeltern.
„Ich habe davon geträumt, dass ein reicher Prinz auf seinem Schimmel dahergeritten kommt, um mich zu erlösen und zu heiraten“, erinnerte sich die Unternehmerin in einem Interview. Doch das Leben hatte anderes mit ihr vor.

Erikawas erster Job: Zeichnerin in einer TV-Station

Als Zugereiste wurde Erikawa in der neuen Schule oft gemobbt. Aber das brachte dem vaterlosen Kind nur schon früh bei, sich durchzusetzen und eigene Entscheidungen zu treffen. Sie glaube, dass sie deshalb zu einer spontanen Person geworden sei, sagt Erikawa.

In den 60er-Jahren begann sie damit, Design zu studieren und Europa zu bereisen. Dann nahm die junge Frau einen Job in einer lokalen TV-Station als Zeichnerin an. Damals stellte sie ihren heutigen Mann Yoichi, den Mitgründer und jetzigen CEO von Koei Tecmo, als Teilzeitkraft ein. Die bilateralen Machtverhältnisse des Teams änderten sich immer wieder, erzählt Erikawa gern. „Es war für uns beide eine Berg-und-Tal-Fahrt.“

Ende der 1970er-Jahren gründete das Ehepaar Koei, entwickelte wie Softbank-Gründer Son Programme für die junge Computerindustrie. Erikawa übernahm daher auch rasch Funktionen in Computerverbänden. Anfang der 80er expandierten sie über erotische Videospielchen in den Massenmarkt. Dort machten sie sich rasch als Spezialist für historische Militärsimulationen einen Namen.

Erikawa achtete von Anfang an darauf, dass Frauen und Männer gleich bezahlt werden und Mütter nach einer Erziehungszeit wieder eingestellt wurden. Damit war sie ihrer Zeit weit voraus. Aber auch unternehmerisch setzte sie Zeichen. „Eine ihrer ganz wichtigen Errungenschaften ist, dass sie sehr früh das Marktpotenzial von Spielen erkannt hat, die auf weibliche Nutzer zugeschnitten sind“, erklärt Experte Toto.

Der Start dieser „neoromantischen“ Spiele beflügelte auch Erikawas Ambitionen. Die Videospielpionierin übernahm daraufhin die internationale Expansion ihrer Fantasiefabrik und stieg mit der Zeit ins Establishment der Japan AG auf. Aber sie bleibt auch auf ihre alten Tage unternehmerisch.

Sie gilt als Freundin des Großinvestors Son

Mit einem Umsatz von zuletzt 460 Millionen Euro ist das Unternehmen zwar kein Nintendo oder Sony. „Aber in den letzten Jahren hat Koei Tecmo das Portfolio inhaltlich stark erweitert“, lobt Toto. Koei Tecmo entwickelt nun auch Handy- und Actionspiele und expandiert massiv in China, so Toto. „Das ist auch der Grund, warum Koei Tecmos Aktienkurs zuletzt stark angestiegen ist und die Firma im Moment einen bärenstarken Eindruck macht.“

Für Sons wachsendes Beteiligungsimperium empfiehlt sie sich allerdings auch durch andere Qualitäten. Sein erster 100 Milliarden Dollar schwerer „Softbank Vision Fund“ (SVF) hat bereits in 92 Mega-Start-ups wie den Mitfahrdienst Uber investiert und nach einem Zwischentief zuletzt großen Ertrag abgeworfen. Im Bilanzjahr 2020 machte Softbank 38 Milliarden Euro Reingewinn.

Nun spürt Son mit dem „SVF 2“ weiteren Einhörnern nach. Und Erikawa gilt nicht nur als eine Freundin des Großinvestors, die ihm die Meinung sagen kann, sondern sie hat selbst den Ruf einer erfolgreichen Investorin. Ihr kleines Unternehmen hatte im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr Aktienbeteiligungen im Wert von einer Milliarde Dollar in der Bilanz stehen. „Und sie ist auch eine langjährige Softbank-Investorin“, verriet Son am Mittwoch. Nun muss sie beweisen, dass sie Son auch im Verwaltungsrat Paroli bieten kann.

Mehr: Rekordgewinn nach Riesenverlust: Softbank mit höchstem Gewinn in Japans Wirtschaftsgeschichte

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