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AuktionsnachberichtKein Problem mit der Akquise

Van Ham fährt für moderne und zeitgenössische Kunst ein solides Ergebnis ein. Über mangelnde Einlieferungen kann sich das Kölner Auktionshaus nicht beklagen.Christiane Fricke 06.06.2024 - 15:02 Uhr
Das Doppelbildnis der wiederentdeckten Künstlerin Kiki Kogelnik wurde online gegen heftige Gegenwehr am Telefon deutlich oberhalb der Taxe bei 140.000 Euro zugunsten einer amerikanischen Privatsammlung zugeschlagen. Foto: Van Ham Kunstauktionen

Köln. Die Kölner Frühjahrsauktionen schneiden auf den ersten Blick nur ein wenig besser als die von Grisebach in Berlin ab. Das schien sich nach der Lempertz-Versteigerung mit ihren diversen Rückläufen auch bei Van Ham am Abend des 5. Juni abzuzeichnen. Nur 41 Lose hatte Auktionator Markus Eisenbeis für interessant genug befunden, um sie in die Offerte der Prestigeveranstaltung aufzunehmen. Davon gingen neun, also nicht ganz ein Viertel, zurück.

„Für unsere bescheidenen Verhältnisse sind wir super zufrieden“, erklärte Eisenbeis jedoch in Anspielung auf die Marktlage und verwies auf die Zahlen: eine im Vergleich mit der Konkurrenz in Berlin und Köln relativ hohe Verkaufsquote von 78 Prozent und etwas über sechs Millionen Euro Umsatz inklusive Aufgeld. Die untere Schätzpreissumme hatte laut Eisenbeis nach grober Schätzung bei ungefähr sechs Millionen Euro gelegen. Bei Lempertz belief sich der Umsatz auf rund sechs Millionen Euro, allerdings für 70 angebotene Lose.

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Die Offerte bei Van Ham erschien mit nur 41 Losen schmal. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in die Abendauktionen bei Van Ham meistens unter 50 Arbeiten aufgenommen werden. Über mangelnde Einlieferungen möchte sich Eisenbeis indes nicht beklagen. „Wir haben kein Problem mit der Akquise“, sagte der Auktionator. Es gebe wöchentlich eine Onlineauktion mit 120 Objekten, und für den Herbst kann er bereits drei Großsammlungen ankündigen.

Ein Millionenzuschlag war am gestrigen Abend allerdings nicht dabei. Um das Top-Los, Günther Ueckers 1998 entstandene, spiralförmig benagelte „Lichtscheibe“, konkurrierten nur wenige Bieter. Der Hammer fiel bereits bei 680.000 Euro – zugunsten eines Onlinebieters. Erwartet wurden bis zu eine Million Euro (alle Preise ohne Aufgeld).

Gerungen wurde dagegen um einen Werktypus Ueckers, der immer wieder nachgefragt wird: eines der dicht benagelten Tableaus mit bewegter Oberfläche von 1990. „Weisser Wind“, geschätzt auf 300.000 bis 500.000 Euro, wurde nach zügigem, unter Telefonbietern ausgetragenem Bietgefecht für 360.000 Euro zugeschlagen.

Überhaupt bewilligten Onlinebieter auffällig hohe Summen, und sie wussten, was sie taten. So war der erfolgreiche Bieter auf das Top-Los von Uecker allein zweimal vor Ort, um sich das Werk im Original anzuschauen.

Auch das aus französischem Privatbesitz eingelieferte Gemälde der erst jüngst wiederentdeckten österreichischen Künstlerin Kiki Kogelnik wurde online zugeschlagen, gegen heftige Gegenwehr am Telefon bei 140.000 Euro zugunsten einer amerikanischen Privatsammlung. Erwartet wurden für das 1979 entstandene Doppelbildnis 80.000 bis 120.000 Euro. Van Ham hatte sich das Los im Wettbewerb mit Sotheby’s New York sichern können und erzielte den dritthöchsten Auktionspreis für die Künstlerin.

Kunsthändler waren bei Van Ham aktiver als bei Grisebach. „Eine gesunde Mischung“ konstatierte Markus Eisenbeis. Ein Drittel der Lose sei in den Handel gegangen, darunter zwei Werke von Günther Förg und das graue Bild mit Querstreifen von Gerhard Richter. Die 1973 datierte Leinwand wurde bei 195.000 Euro, knapp unterhalb der unteren Taxe, in den internationalen Handel vermittelt.

Auch zwei der drei Leinwände von Serge Poliakoff übernahm der Handel. Beim Kampf um das marktfrische frühe Hauptwerk von Bernard Schultze jedoch war er unterlegen. Den Zuschlag erhielt ein Kölner Onlinebieter bei 60.000 Euro, zum Doppelten der oberen Schätzung.

Gut schnitt das mit fünf Losen schmale Moderne-Angebot ab. Am stärksten begehrt war Georg Tapperts Tanzszene aus der Berliner Halbwelt der 1920er-Jahre. Auf höchstens 70.000 Euro war die „Tänzerin mit erhobenem Fächer“ geschätzt. Ausgerufen bei 40.000 Euro, wurde das koloristisch reizvolle, einst bei der Galerie Flechtheim ausgestellte Bildnis schließlich nach hartnäckigem, maßgeblich am Telefon ausgetragenem Bietkampf bei 115.000 Euro zugeschlagen.

Zwei weitere Moderne-Lose reichte Eisenbeis im Bereich der oberen Taxen weiter: ein Stillleben von Lovis Corinth und eine marktfrische, typisch multiperspektivische, abstrakte Arbeit von Johannes Molzahn. Für Paula Modersohn-Beckers radikal reduzierte Wiedergabe einer Worpsweder Landschaft fiel der Hammer durch Onlinegebot etwas über der unteren Taxe.

Unter den Rückgängen befanden sich Arbeiten von Künstlern, die bislang stets als sichere Bank galten wie Günther Uecker und Emil Nolde. Betroffen war von Nolde das Doppelporträt eines Paars in zwar dunklen, aber leuchtenden Farben aus der Sammlung Olbricht.

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Von Uecker wurden zwei von vier angebotenen Arbeiten zurückgereicht, darunter ein clean anmutender, runder „Lichtkasten“ aus der frühen Zero-Zeit und eines der wenigen farbigen Nagelbilder aus der japanisch inspirierten Werkreihe „Verborgen“ aus dem Jahre 2007. Andy Warhols Farbserigrafie „Mick Jagger“ war offenbar zu hoch getaxt. Attraktivere Varianten aus dem Portfolio erzielten im letzten Jahr bis zu 100.000 Euro.

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