1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Blockchain-Technologie: Rüdiger K. Wengs Wette auf die Zukunft

Blockchain-TechnologieWengs Wette auf die Zukunft

Der Kunstunternehmer Rüdiger K. Weng will limitierte Editionen für Investoren attraktiv machen. Eine digitale Investitionsplattform soll den Kauf und Wiederverkauf so einfach wie möglich machen.Christiane Fricke 31.05.2023 - 17:51 Uhr Artikel anhören

Auch die Edition der auf Hochglanz polierten Pudel-Skulptur soll in den nächsten Wochen auf Weng Art Invest angeboten werden.

Foto: Weng Art Invest

Düsseldorf. Der Traum, in Kunst genauso wie in Aktien investieren zu können, ist noch nicht ausgeträumt. Dafür sorgen die Entwicklungen auf dem Feld der digitalen Verbriefung durch die Blockchain-Technologie, die Tokenisierung. Jetzt hat der Monheimer Kunstunternehmer Rüdiger K. Weng mit der „Weng Art Invest“ eine digitale Investitionsplattform entwickelt, die sich dem Ziel, Kunst leichter investierbar zu machen, ein Stück weit annähert.

Die Idee entstand, nachdem sich Weng aus dem Gemeinschaftsunternehmen 360X Art mit den Hauptaktionären Commerzbank und der Deutschen Börse AG zurückgezogen hatte. „Wir waren der Meinung, dass wir unsere Vision von tokenisierten Assets deutlich schneller und mit wesentlich geringeren Kosten auf unserem eigenen Weg umgesetzt bekommen“, erklärt der Kaufmann auf Nachfrage des Handelsblatts.

Herausgekommen ist so etwas wie eine Eier-legende-Wollmilchsau: Anstelle von fraktionalisierten Anteilen erwerben Anlegerinnen und Sammler die uneingeschränkte, vollständige Eigentümerschaft an der von ihnen angekauften zeitgenössischen Edition. Sie können das Werk in tokenisierter Form sofort wieder abstoßen. Für die physische Auslieferung des Werks, das treuhändisch im Schweizer Zollfreilager verwahrt wird, gilt eine Haltefrist von einem Jahr.

Handelsblatt verkauft NFTs
Der Selbstversuch
Die Handelsblatt-Cover
Rom-Kollektion mit Aperitif

Wer auf die Auslieferung in physischer Gestalt verzichtet und das Werk nur in tokenisierter Form hält, spart Nebenkosten: etwa für Umsatzsteuer, Folgerecht, Zoll und Transport. Wer es, in welcher Form auch immer, länger hält, könnte – wie bei einem Wertpapier – seine Wertentwicklung verfolgen.

Seit dem 18. Mai läuft die Plattform in einer Probephase. Freigeschaltet wird am 3. Juli. An den Start ging sie mit einer vierteiligen Edition von Erwin Wurm in 50er-Auflage für 17.500 Dollar. „Wir haben nur mit einem Asset begonnen, weil es ja ein Testlauf ist“, erläutert Weng. Über mehrere Handelstage sei der Verkaufspreis für die „Flat Sculptures“ jedoch bereits auf 20.000 Dollar gestiegen.

Alles in allem nimmt das Produkt Sammlern und Anlegerinnen viel Arbeit ab. Sowohl Ein- als auch Verkauf sollen laut Weng in weniger als einer Minute über die Plattform abzuwickeln sein. Selbst die Erstellung eines Accounts soll nur wenige Minuten dauern. Auch können Kunden in Dollar, Euro oder Schweizer Franken bezahlen. Sie brauchen keine Kryptowährung anzuschaffen und kein Wallet. Und sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, wie und wo sie ihren Kauf wieder loswerden. „Für mich ist das Beste, dass es bequem ist; unwahrscheinlich bequem“, urteilte ein erster Kunde gegenüber Weng.

Zurzeit kann man die tokenisierte Edition nur durch einen Verkauf an die Weng Art Invest wieder zu Geld machen. Weng kompensiert diesen Nachteil durch das Angebot, im Auftrag der Kundin den Verkauf an einen Dritten zu organisieren. Eine Plattform, auf der die Kunden die Werke auch miteinander handeln können, ist aber das Ziel.

Lesen Sie hier --> 1,1 Millionen Dollar bei Christie's – Wie Blockchain-Kunst zum Hype wurde

Neue Kunstwerke sollen Weng zufolge ca. alle zwei Wochen in die Notierungsliste aufgenommen werden, wobei die Auflagenhöhen wahrscheinlich zwischen zehn und 1000 Exemplaren liegen. „Wir werden auch bereits vor Jahren herausgegebene Editionen z.B. von Jeff Koons tokenisieren“, ergänzt der Kunstunternehmer.

Den Launch von Weng Art Invest besorgte seine ArtXX AG, die Schweizer E-Commerce-Tochter der Weng Fine Art AG (WFA). Sie macht ihr Geschäft im Online-Editionshandel mit Endkunden, im Gegensatz zur Mutter WFA, die das Business-to-Business-Geschäft abdeckt.

Rüdiger K. Weng, CEO, Arianna Perini, Business Manager, und Melanie Moske, Chief Digital Officer.

Foto: Weng Art Invest

Anders als die 360X Art AG, die eine Plattform für digitalisierte, tokenisierte und fraktionalisierte Kunst und Sammlerstücke ankündigt, beschränkt sich das Angebot der Weng Art Invest ausschließlich auf den nicht fraktionalisierten Verkauf limitierter Editionen von sehr begehrten zeitgenössischen Künstlern wie Alex Katz, Ai Weiwei oder Damien Hirst. Sie sollen auch in zehn oder 20 Jahren noch ein Wertversprechen abgeben.

Dabei muss jedes Exemplar einer Edition für die Verwendung auf der Plattform identisch sein. Denn nur so kann eine kohärente Preisentwicklung abgebildet werden. „Wir möchten uns vorerst darauf beschränken, Editionen auf unserer Plattform anzubieten, deren Herkunft, Produktion, Authentizität und Erhaltung wir garantieren können und bei denen wir sehr gute Anlagechancen sehen“, ergänzt Weng.

Lesen Sie hier --> Künstliche Intelligenz, Innovation und Blockchain Kunsthandel: Digitale Technologie, um wettbewerbsfähig zu bleiben

„Es ist eine Wette auf die Zukunft“, räumt der rheinische Kaufmann freimütig ein. Denn Gewinn macht er auf Dauer nur, wenn sich die Edition durch die Nachfrage im Wert weiterentwickelt und sich der Kunstmarkt verbreitert. Sie verdient an drei Stellen: durch den initialen Verkauf des Kunstwerkes an den Investor, wobei das Werk Tokenplattform erheblich preiswerter zu kaufen als über die traditionellen Webseiten oder über Auktionshäuser; durch die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis, den sogenannten „Spread“ und durch den steigenden Wert von Kunsteditionen, die gehandelt werden und sich im Depot der ArtXX AG befinden.

„So eine Plattform ist eine Neuerung, da beide Notierungen angegeben werden: der Kauf- und der Rücknahmepreis“, kommentiert ein Sammler und Anlegeprofi, der gerne anonym bleiben würde. Ein Pluspunkt ist für ihn auch die Preistransparenz, da es sich durchweg um Editionen marktbekannter Künstler handelt.

So erscheint die Investitionsplattform für Editionen auf dem iPhone.

Foto: Handelsblatt
Verwandte Themen Schweizer Franken Commerzbank Blockchain Software

Skeptiker könnten sich fragen, ob die erworbene Edition, die man im Zollfreilager wähnt, auch eine Luftnummer sein könnte. Aber Weng beruhigt: „Wir sind eine skandalfreie, börsennotierte AG mit einem prominenten Aufsichtsrat, die auch noch regelmäßig von einem Wirtschaftsprüfer überprüft wird.“ Mehr als die Weng Fine Art AG würden im Kunstmarkt wahrscheinlich nur noch Sotheby’s und Christie’s kontrolliert. Und im Falle einer Insolvenz würde das hinter dem Token liegende Kunsteigentum aus der Konkursmasse ausgesondert, unterstreicht Weng.

Im Übrigen befindet sich alles, was Weng Art Invest anbietet, im Eigentum der ArtXX AG oder der Weng Fine Art AG. „Günstige Einkaufspreise bekommt man nur, wenn man ins Risiko geht“, erläutert Rüdiger K. Weng auf Nachfrage. Er muss also in der Lage sein, die potenzielle Nachfrage abzuschätzen.

Mehr: Weng Fine Art AG: Beteiligung an neuem Geschäft: Digitale Marktplätze für Kunst und Immobilien

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt