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PrivatmuseumWie Mark Rothko Licht aus der Farbe holt

Die Fondation Louis Vuitton feiert in Paris das Gesamtwerk des amerikanischen Malers. Seine vibrierenden Farbblöcke begeistern die Besucherströme, aber auch Top-Sammler wie David Rockefeller und den Emir von Katar.Susanne Schreiber 14.02.2024 - 09:00 Uhr

Paris. Mark Rothko (1903 bis 1970) gilt weltweit als Meister der ungegenständlichen Kunst. Und obwohl er dem Kunstbetrieb immer skeptisch gegenüberstand, ist Rothko heute einer der wertvollsten Maler des 20. Jahrhunderts überhaupt.

Der russisch-amerikanische Künstler versteht es wie kein Zweiter, Spiritualität und das Nicht-Sagbare erfahrbar zu machen in seinen großformatigen, stark farbigen Leinwandbildern. Dieses Erlebnis zu vermitteln schafft die exzellent bestückte Ausstellung in der privaten Kunsthalle der Fondation Louis Vuitton am Stadtrand von Paris.

Die noch bis 2. April laufende Retrospektive spart den zunächst steinigen Weg des Künstlers nicht aus. Sie erzählt vom zehnjährigen, jüdischen Einwanderer aus Russland (heute Lettland) in die USA, wie er den Namen Marcus Rotkovitch erst 1940 in Mark Rothko ändert, als er amerikanischer Staatsbürger wird, und vom anerkannten Maler, der die USA 1958 auf der Biennale von Venedig repräsentiert.

Angesichts 115 hochkarätiger Exponate, zahlreicher Leihgaben aus Topmuseen und des Nachlasses sieht die Besucherin, wie die figurativen Bilder der 1930er-Jahre bisweilen ins Groteske kippen. Sie sieht, wie die geschilderten Gegenstände sich ab 1946 auflösen in Farbflecken und sich der Maler dem in den USA dominierenden Stil des abstrakten Expressionismus zuwendet.

Ab 1948/49 gelangt Rothko zu seinem charakteristischen Bildvokabular aus wenigen Farbblöcken, die den Betrachter förmlich hineinsaugen. Diese Bildwirkung gelingt dem Wahl-New-Yorker dank des raffinierten, duftigen Farbauftrags und durch die Komposition der Großformate. Sie sind meist vertikal ausgerichtet, mit einer Art unscharfem Rahmen um mehrere fein aufeinander abgestimmte Farbblöcke. Das alles bewirkt ein Schweben und Vibrieren der Farbe vor dem Auge des Betrachters. Als schaue er durch einen Rahmen auf etwas Metaphysisches, das sich der Sprache entzieht.

„Meine Kunst ist nicht abstrakt. Sie lebt und atmet“, insistiert der Künstler, der gleichwohl als Meister der Abstraktion gefeiert wird. Und auch ein anderes Missverständnis kann er nur zum Teil ausräumen: „Ich bin nicht an Farbe interessiert, sondern an Licht.“

Der überwältigend vielfältige Werküberblick am Bois de Boulogne stellt den hellen, heiter wirkenden Gemälden viele dunkle zur Seite. „Ich möchte ausschließlich grundlegende menschliche Gefühle ausdrücken“, bekannte Rothko. Hoffnungslosigkeit und Angst gehörten auch dazu. Tiefes Violett führt der Maler, der durch Selbstmord aus dem Leben schied, an depressiven Tagen über in dunkelste Blau-, Grautöne und Schwarz. Auch hier hilft der Hinweis, nach dem Licht und seinem Restglühen zu suchen.

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Robuster Markt nur für Top-Kunst

Seit den 1960er-Jahren ist Mark Rothko ein Marktfaktor – vor allem mit hellen Gemälden. Hohe zweistellige Millionenpreise sind allerdings ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Im November 2021 konnte Sotheby’s „No 7“, ein in sonnigen Tönen gehaltenes Bild, aus der Sammlung von Harry und Linda Macklowe für 82,5 Millionen Dollar versteigern.

Dieser Bruttopreis liegt nahe am Höchstzuschlag von 86,9 Millionen Dollar für „Orange, Red, Yellow“, den Christie’s 2012 erzielte. Das gleichfalls eher heitere Gemälde hatte der Unternehmer David Pincus 1967 bei der Marlborough Gallery auf Kredit gekauft und Jahrzehnte in seiner Sammlung gehalten. Die Marktbeobachtung zeigt: Erst die lange Haltedauer schafft sprunghaften Wertzuwachs.

Vergleichbar handelte ein anderer High-End-Kunde. David Rockefeller hatte seinen Rothko „White Center (Yellow, Pink and Lavender on Rose)“ 1960 in der Galerie Sidney Janis für kolportierte, damals hohe 10.000 Dollar erworben. 2007 erzielte Sotheby’s für den vibrierenden Farbrausch 72,8 Millionen Dollar. Käufer war Sheikh Hamad bin Kalifa Al-Thani, wie unter anderem einer Wikipedia-Seite nur für das Bild zu entnehmen ist.

Der Emir von Katar hat schon so manche ultrateure Trophäe der Kunst des 20. Jahrhunderts erworben. Die ungegenständlichen chromatischen Blöcke von Mark Rothko begeistern im muslimischen Osten wie im christlich-abendländischen Westen. Nur bei einer breit aufgestellten Käufergruppe lassen sich solch hohe achtstellige Preise realisieren.

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„Mark Rothko“, Fondation Louis Vuitton, 8 Avenue Mahatma Gandhi, 75116 Paris, bis 2. April 2024, täglich geöffnet, Eintritt: 16 Euro. Der Katalog kostet 45 Euro, das Journal 7 Euro.

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