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Weekend-Briefing Googles Doppelmoral, Wahlprogramm-Check, Investment-Trends: Der Wochenrückblick des Chefredakteurs

Google will es für Werbefirmen schwerer machen, Nutzerverhalten zu verfolgen – sammelt aber selbst weiter Daten. Was uns diese Woche sonst noch beschäftigt hat.
26.06.2021 - 08:25 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

nun hat auch Microsoft die magische Marke von zwei Billionen Dollar Börsenwert geknackt. War es gefühlt nicht gerade erst gestern, als beim ersten Tech-Konzern die Eine-Billion-Grenze fiel? Was wie eine Sonderkonjunktur aussah, wirkt nun wie die neue Normalität: Tech-Konzerne wie Google, Amazon und Facebook stehen erneut vor einem Rekordjahr, auch an der Börse.

Und das in einer Zeit, in der in Europa und in den USA so intensiv wie nie zuvor über die Regulierung von Big Tech diskutiert wird. Vor wenigen Tagen erst kündigte das Kartellamt an, auch ein Verfahren gegen Apple einzuleiten. Die EU-Kommission wiederum prüft, ob Googles Werbegeschäft gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstößt.

Doch die Investoren können darüber nur müde lächeln. Sie halten die Debatte auf dem alten Kontinent für leeres Geklapper und preisen längst ein, dass die EU am Ende doch zahnlos bleiben und die Regierung in Washington den erfolgreichsten Wirtschaftszweig der USA zu schützen wissen wird. Auch die Konzerne selbst haben ihr Verhalten – wenn überhaupt – eher homöopathisch geändert.

Dabei drängt die Zeit, wie die emeritierte Harvard-Professorin Shoshana Zuboff im Handelsblatt-Interview sagt: „Überall marschieren wir durch die Lieferketten des Überwachungskapitalismus: Internetschnittstellen, Geräte und Sensoren durchdringen jeden Bereich unseres täglichen Lebens. Unsere Körper, unsere Häuser, unsere Autos, unsere Städte. Unsere menschlichen Erfahrungen stehen für die Datenwirtschaft von Big Tech zur Verfügung. Die neue Form des Kapitalismus – das, was ich Überwachungskapitalismus nenne – ist digital geboren. Er gedieh, bevor die meisten Menschen das Digitale verstanden, geschweige denn dessen versteckte Systeme.“

Die ganze Doppelmoral der Tech-Konzerne hat Google diese Woche wieder einmal gezeigt. So will es Google für Werbefirmen ab 2023 schwieriger machen, über den Chrome-Browser das Verhalten der Nutzer zu verfolgen. Aus Sicht der Nutzer nur auf den ersten Blick ein guter Deal. Denn Google sammelt natürlich weiter Daten – aber erledigt das jetzt selbst und schaltet unliebsame Wettbewerber aus. Das ist kein Datenschutz, sondern das prototypische Verhalten eines Monopolisten.

Was uns diese Woche noch beschäftigt hat:

1. Immer wieder haben wir über die Pläne der Parteien berichtet, ihre wirtschaftspolitischen Ideen auseinandergenommen. Nachdem diese Woche schließlich auch die CDU ihr Wahlprogramm vorgelegt hat, haben meine Berliner Kollegen alle Konzepte nebeneinandergelegt. Sie haben rund 500 Seiten und unzählige Versprechen analysiert, Unterschiede zutage geführt – und ein paar überraschende Gemeinsamkeiten festgestellt. Eine Pflichtlektüre für jeden, der bei der Bundestagswahl gut informiert seine Stimme abgeben will.

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2. Wer hätte gedacht, dass wir uns einmal Gedanken über Dübel machen würden. Aber sogar die sind mittlerweile schwer zu haben, wie der große Handelsblatt-Wochenendreport zeigt. Ein Autorenteam um meinen Kollegen Kevin Knitterscheidt beschreibt darin eindrücklich nicht nur die Knappheit in der gesamten Wertschöpfungskette. Sie zeigen auch, warum sich Unternehmen und Konsumenten womöglich für mehrere Jahre an diese neue Mangelwirtschaft gewöhnen müssen. Die ersten Firmen müssen inzwischen trotz voller Auftragsbücher Kurzarbeit anmelden, weil es am Material fehlt – das gab es zuletzt in den Kombinaten der späten DDR. Das Cover des Handelsblatts bringt die Lage perfekt auf den Punkt.

Quelle: Getty Images (2)
Der Weltwirtschaft fehlt es derzeit an nahezu allen Stellen der Lieferkette.
(Foto: Getty Images (2))

3. Es gehört zu den steuerpolitischen Evergreens – und wäre doch so wichtig: Die Abschaffung des Ehegattensplittings. Neue Zahlen zeigen nun, dass ein Ende dieser aus der Zeit gefallenen Steuererleichterung bis zu 500.000 Jobs bringen und dafür sorgen könnte, dass die Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent steigt. So weh es tut, diese Debatte müssen wir führen.

4. Zum 1. Juli fällt die Homeoffice-Pflicht. Aber wie geht es nun weiter? So klar die Antwort vor ein paar Wochen noch gewesen sein mag, so unsicher ist sie nun - angesichts der sich immer schneller verbreitenden Delta-Variante des Coronavirus. Wie sich Mittelständler und Dax-Konzerne darauf einstellen, und wie sie ihre Mitarbeiter ins Büro zurückholen wollen zeigt der große Report unseres Unternehmensressorts. Klar ist: So wie vor der Pandemie wird es nirgends mehr werden. In den USA und Großbritannien verweigern übrigens erste Firmen Ungeimpften die Rückkehr ins Büro.

5. Während wir noch über Delta diskutieren, berichtet Handelsblatt-Asienkorrespondent Mathias Peer schon von einer neuen, besorgniserregenden Variante auf dem Subkontinent: „Delta plus“ ist offenbar noch ansteckender. Die indische Regierung ist schon in Alarmbereitschaft. Immerhin bietet der mRNA-Impfstoff von Biontech, das zeigen Studien, auch gegen die Delta-Variante einen Schutz von 90 Prozent.

6. Es ist vielleicht der deutscheste aller deutschen Konzerne: dem Kapitalmarkt dank einer Stiftungskonstruktion komplett entrückt, legendär in seiner Langfristorientierung und seinem Tüftlertum. Ein Führungswechsel bei Bosch hat immer etwas von einer Zeitenwende, so selten kommt er vor. Nun hat Bosch-Chef Volkmar Denner seinen Abschied zum Jahresende angekündigt, sogar einige Monate vor Ablauf seines regulären Vertrags. Und anders als seine Vorgänger wird er nicht an die Spitze des Bosch-Kontrollgremiums wechseln, sondern sich in Zukunft der Wissenschaft – speziell der Quantencomputerei – widmen, wie er im Handelsblatt-Interview erläutert.

7. Siemens wird unter dem neuen Vorstandschef Roland Busch immer mehr zum Softwarekonzern. „Hardwareprodukte werden für uns immer eine Rolle spielen, aber natürlich werden wir immer mehr Software und digitale Lösungen verkaufen“, sagte Busch im Interview mit dem Handelsblatt. Wie seine Strategie konkret aussieht, hat der neue Siemens-Chef meinem Kollegen Axel Höpner erklärt.

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8. Meine Kollegin Katharina Kort liebt New York. Sie lebt seit Jahren dort und hat viele Höhen und Tiefen der Metropole miterlebt. Doch diese Situation ist wie keine andere. New York sei mittlerweile zwar keine Geisterstadt mehr, wie noch in der schlimmsten Phase der Pandemie, schreibt sie in einem wunderbaren Report. „ Aber es hat sich etwas verändert und zwar nachhaltig. Die tiefen Wunden, die die Pandemie verursachte, die traumatischen Erlebnisse – sie sind überall zu sehen, zu spüren. Die Stadt hat mit Problemen zu kämpfen, die eigentlich seit Jahrzehnten als überwunden galten: überall Obdachlose, oft Schießereien zwischen den Gangs, Angriffe in der U-Bahn.“

Quelle: Bloomberg
Langsam kehrt das Leben nach New York zurück.
(Foto: Bloomberg)

9. Das Wochenende ist für mich in der Regel Podcast-Zeit. Beim Joggen, Spazierengehen, manchmal auch einfach auf dem Sofa. Wenn es Ihnen auch so gehen sollte, dann hätte ich noch zwei Tipps: Vor einigen Wochen haben wir den neuen Podcast Handelsblatt Green gestartet, in dem wir den grünen Umbau der Wirtschaft mit denjenigen diskutieren, die ihn vorantreiben und organisieren. Vor ein paar Tagen hat meine Kollegin Kathrin Witsch mit Markus Steilemann gesprochen, dem Chef von Covestro, einem der größten deutschen Kunststoffhersteller. Ihre Frage: Kann es eine Welt ohne Plastik geben?

Auf meiner Podcast-Liste für heute Nachmittag steht außerdem das Interview mit dem Deutschland-Chef von Baillie Gifford, einem der erfolgreichsten Vermögensverwalter Europas, der nur in Firmen mit starkem Zukunftspotential und Disruptions-Charakter investiert. Meine Kollegin Mary-Ann Abdelaziz-Ditzow hat mit David Gaschik, dem Deutschland-Chef von Baillie Gifford, über seine neuesten Investments und die aus seiner Sicht wichtigsten Zukunftstrends gesprochen.

Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzlichst,
Ihr

Sebastian Matthes

Chefredakteur Handelsblatt

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