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Autoindustrie Nichts geht mehr: Coronakrise bringt europaweite Autoproduktion zum Erliegen

Der Produktionsstopp zwingt neben den Autoherstellern auch die Zulieferer zu vorübergehenden Werksschließungen und Kurzarbeit. Hella kassiert seine Prognose.
18.03.2020 - 21:20 Uhr Kommentieren
Der Autobauer stellt seine Produktion vorübergehend ein. Quelle: dpa
BMW-Produktion in Leipzig

Der Autobauer stellt seine Produktion vorübergehend ein.

(Foto: dpa)

München, Düsseldorf Obwohl die Autohersteller die meisten Fabriken in ganz Europa vorübergehend schließen, trat Continental bis zuletzt noch trotzig auf. Der Konzern teilte noch am Dienstag mit, die Produktion nicht stillzulegen. Das sei die Ultima Ratio. Nur ein behördlicher Beschluss könne Continental stoppen oder ein Extremfall. Einen Tag später ist dieser dann offenbar eingetroffen.

Volkswagen, Audi, Skoda, Porsche, PSA, Ford, Daimler, Rolls-Royce, Nissan, Toyota und BMW schließen ihre Werke, BMW sogar bis zum 19. April. Die rasante Ausbreitung des Coronavirus in Europa hat geschafft, was bislang keine Wirtschaftskrise in der Geschichte geschafft hat. Alle Bänder der Autohersteller in Europa stehen still. Der absolute Ausnahmezustand ist erreicht.

Die ersten Werksschließungen der Autohersteller, insbesondere die Stilllegung der Produktion von VW, haben eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die nun auch Zulieferer wie Bosch, Continental, ZF und viele mehr mit voller Härte trifft. Deutschlands wichtigster Industriezweig ist paralysiert, Hunderttausende Menschen, die für die Autohersteller und -zulieferer arbeiten, müssen in Kurzarbeit gehen.

Noch können die Unternehmen nicht abschätzen, welchen Schaden die Viruspandemie verursachen wird. Doch der Lippstädter MDax-Konzern Hella hat schon mal einen bitteren Vorgeschmack geliefert: Am Mittwoch sah sich das Unternehmen zu einer Gewinnwarnung gezwungen. Hella erwarte, dass der Umsatz infolge der Pandemie unterhalb der ursprünglich prognostizierten Bandbreite von 6,5 bis sieben Milliarden Euro liegen werde.

Wie stark die Einnahmen sinken werden, kann Hella nicht sagen. „Da aktuell nur eine eingeschränkte Visibilität bezüglich der Folgen der Pandemie gegeben ist, lässt sich die Höhe momentan nicht genauer beziffern“, erklärte der Konzern in einer Ad-hoc-Mitteilung. Auch zum Gewinn macht der Zulieferer keine genauen Angaben.

Nur so viel: Die bereinigte Ebit-Marge werde die prognostizierte Zielgröße von 6,5 bis 7,5 Prozent „deutlich unterschreiten“.

Kurzarbeit und Sparprogramme

Aber das ist erst der Anfang: Mitarbeiter von Hella müssen mit größeren Einschnitten rechnen. Das Unternehmen habe zum bereits bestehenden Sparprogramm „ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur weiteren Einsparung von Personal- und Sachkosten beschlossen“, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung weiter. Wegen der Coronapandemie prüfe die Geschäftsführung derzeit auch die vorübergehende Schließung von Produktionsstätten. Kurzarbeit an inländischen Standorten sei in Vorbereitung.

Auch Bosch und ZF haben die Reißleine gezogen. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch fährt wegen der Coronapandemie in einzelnen Werken in Frankreich, Italien und Spanien die Produktion herunter oder setzt sie vorübergehend aus, wie eine Sprecherin erklärte.

Mit Kunden und Arbeitnehmervertretern werde die Situation bewertet. „Aktuell können wir die Produktion und unsere Lieferketten weitgehend aufrechterhalten und den Bedarf der Kunden decken“, ergänzte sie.

Beim Motorenteile-Spezialisten Mahle ist schon sicher: „Die Situation wird zu Kurzarbeit führen“, sagte ein Sprecher. Welche Standorte genau es treffen werde, stehe noch nicht fest.

Im Gefolge seiner Kunden in der Autoindustrie erwartet auch ZF Friedrichshafen Produktionsstopps in einzelnen Werken. „Wir gehen davon aus, dass wir sowohl einzelne Produktlinien als auch ganze Werke pausieren lassen werden, um der Nachfrageunterbrechung der Autohersteller zu folgen“, sagte ein Sprecher.

Mit den Werkleitern der ZF-Werke in Europa werde darüber beraten, auch über mögliche Kurzarbeit. Bislang hätten die Lieferketten bei dem Hersteller von Getrieben und elektrischen Antrieben jedoch aufrechterhalten werden können.

Continental verkündete erst am Abend, dass Werke geschlossen werden. Die Produktion werde weltweit angepasst und vorübergehend teilweise auf null zurückgefahren, teilte der Dax-Konzern mit.

Kirchhoff drosselt Produktion

Welche Werke betroffen sind und wie hoch der Schaden ist, teilt der Konzern nicht mit. Bereits zuvor wurde aus dem Umfeld der Conti-Antriebssparte Vitesco Technologies bekannt, dass nur noch bestehende Aufträge abgearbeitet werden.

Auch Kirchhoff fährt weltweit die Produktion in seinen Werken an den meisten Standorten zurück. „Natürlich sind die Auftragseingänge unserer Kunden zurzeit stark rückläufig, aber es kommt auch hinzu, dass europaweit die Autohändler vom ‚Shutdown‘ betroffen sind“, sagte J. Wolfgang Kirchhoff, Chef von Kirchhoff Automotive. „Also können aktuell gar keine Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden“, fügte er an.

Zurzeit werde geprüft, welche Bereiche in den verschiedenen Werken heruntergefahren werden sollen. Im Werk am Firmensitz in Iserlohn blieben bestimmte Produktionsbereiche weiter in Betrieb.

Dort würden Fahrzeugteile für die USA und China produziert. Denn die Werke in China würden gerade ihre Produktion wieder hochfahren. „Wir erwarten für dieses Jahr einen Rückgang der Verkaufszahlen in allen drei großen Märkten dieser Welt. Dieser wird jedoch phasenverschoben sein. China läuft wieder hoch, Europa läuft gerade runter, und Nordamerika wird dem folgen“, sagte Kirchhoff weiter. Ab dem 1. April werde ein Großteil der rund 1300 Beschäftigten der beiden Werke Iserlohn und Attendorn vorübergehend in Kurzarbeit gehen.

Werks- versus Büromitarbeiter
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