Auktionen: Deutschlands umsatzstärkste Auktionshäuser ziehen Bilanz
Düsseldorf. Wenn das Geschäft gut läuft, sind Versteigerungshäuser kommunikativ. Wenn es verhalten ist, bleiben die Zahlen schon mal aus oder kommen verspätet. Am Ende einer robusten Frühjahrsauktion meldet sich Van Ham mit zu erwartenden brillanten Zahlen.
Wie Deutschlands Primus Ketterer befindet sich Van Ham im Aufwind und trotzt dem Trend zur Zurückhaltung. Mit einem Gesamtergebnis von rund 26 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 sieht sich Geschäftsführer Markus Eisenbeis auf Platz zwei im nationalen Ranking.
Wachstumstreiber waren bei Van Ham die Auktionen mit Schmuck, Juwelen und Uhren. Um über 100 Prozent stieg hier der Umsatz auf 4,7 Millionen Euro. Ein Solitaire-Ring mit einem Brillanten von 6,5 Karat erzielte 277.000 Euro, eine Royal Oak von Audemars Piguet mit gesuchter Referenznummer 145.000 Euro. Auch ein neu geschaffenes Auktionsformat für nur ein einziges Objekt startete erfolgreich.
Innerhalb kürzester Zeit konnte dem Einlieferer eines gelben Diamanten von 16,71 Karat zu Liquidität verholfen werden. Einem New Yorker Telefonbieter war der Hochkaräter in der Live-Auktion 152.000 Euro wert. Das Format Single Piece Auction soll ausgebaut werden, dann allerdings für höhere sechsstellige Werte.
Marktführer ist Van Ham mit 26 Online-only-Auktionen für 3000 angebotene Lose. 22 Versteigerungen von moderner und zeitgenössischer Kunst erlösten 4,2 Millionen Euro, vier Versteigerungen von Uhren und Schmuck 500.000 Euro.
Sachverständige Käufer scheuen sich nicht mehr, im Netz auch hohe Summen zu bieten. So kamen die knapp 900.000 Euro für Günther Ueckers „Lichtscheibe“ in der Abendauktion zeitgenössischer und moderner Kunst über das Netz herein. 16,8 Millionen Euro trug diese Sparte zum Gesamtergebnis bei. Auf die Alte Kunst entfielen 3,1 Millionen Euro, auf Kunstgewerbe und Design 1,4 Millionen Euro.
Van Ham ist gut gerüstet für die zweite Jahreshälfte. Da wird unter anderem die Privatsammlung von Kasper König unter den Hammer kommen. Der große deutsche Museumsdirektor, Künstlerförderer und -entdecker trennt sich nach der Schenkung an „sein“ Museum Ludwig in Köln von zahlreichen weiteren Kunstwerken.
Die Position an der Spitze deutscher Auktionshäuser besetzt abermals Ketterer Kunst. Die Münchener teilen auf Nachfrage wenig mit, nur so viel: Mit wertvollen Büchern, Privatverkäufen und allen Kunstauktionen liegt der Gesamtumsatz der ersten Jahreshälfte bei 54 Millionen Euro. Allein die Abendversteigerung Anfang Juni hatte 40,6 Millionen Euro eingebracht. So kann es weitergehen, zeigt es doch, wie klar und machtvoll sich ein deutsches Haus im internationalen Wettbewerb positionieren kann.