Auktionsnachbericht: Bassenge beschließt die Saison mit einer soliden Winterbilanz

Berlin. Mit einem Gesamterlös von brutto 4,3 Millionen Euro für die Kunst- und Foto-Auktionen und 1,8 Millionen Euro für die Buchauktionen hat das Berliner Versteigerungshaus Bassenge eine solide Winterbilanz vorzuweisen. Die Moderne war weniger stark vertreten; teuerstes Werk in der Gemälde-Abteilung wurde eine von Panthern flankierte „Circe“ des in Rom erfolgreichen Fin-de-Siècle-Malers Sigmund Lipinsky. Sie ersteigerte ein zypriotischer Sammler für 62.500 Euro.
Ein Berliner Sammler engagierte sich mit 30.000 Euro für ein Abendbild des Dresdners Carl Julius von Leypold, das wie ein früher Nachklang auf Caspar David Friedrich wirkt. Die Auktion von Druckgrafik des 15. bis 19. Jahrhunderts hingegen zog internationale Bieter an, unter denen amerikanische, deutsche, schweizerische Käufer und das Amsterdamer Rijksmuseum besonders aktiv waren.
„Es war eine der besten Grafik-Auktionen der letzten Jahre“, betont David Bassenge – und das nicht nur mit Blick auf die 218.750 Euro für den brillanten Abzug der Rembrandt-Radierung „Die Landschaft mit den drei Bäumen“. Ein Schweizer Sammler sicherte sie sich gegen sechs Telefongebote.
Nicht nur die Marktsäulen Rembrandt und Dürer, sondern alle hier vertretenen Marktraritäten wurden zu Hochpreisen abgesetzt. Zu denen zählte ein um 1480 entstandener oberdeutscher Kupferstich mit dem Einzug Christi in Jerusalem. Dieser exemplarische Frühdruck, auf 12.000 Euro angesetzt, ging für 52.500 Euro an das Amsterdamer Museum, das sich auch für 12.500 Euro ein Michelangelo-Porträt des in Fontainebleau tätigen Kupferstechers und Radierers Leon Davent zuschlagen ließ. Eine in der Literatur bislang unbeschriebene Radierung nach einem Vanitasstillleben des Utrechters Jan Davidsz. de Heem übernimmt das niederländische Museum zum gleichen Preis. Die Taxe hatte bei nur 35.000 Euro gelegen.
Die Dürer-Passage wurde lückenlos abgesetzt; desgleichen die 24 ausgebotenen Rembrandt-Radierungen. Höchster Dürer-Preis sind die für den Kupferstich „Die Nemesis oder: Das große Glück“ von einem süddeutschen Sammler gebotenen 50.000 Euro. Der Meisterstich „Ritter, Tod und Teufel“ ging trotz leichter Federretuschen weit über der Schätzung für 37.500 Euro in den amerikanischen Handel. Dieser hatte schon zuvor für 24.375 Euro einen nicht ganz frühen Abzug des anderen Meisterstichs „Der hl. Hieronymus im Gehäuse“ erworben.

„Eine breit aufgestellte Sammlerschaft“, so David Bassenge, sorgte auch bei Rembrandt für Hochstimmung, wo neben dem oben genannten Star-Los die Radierungen „Die Hütte hinter dem Plankenzaun“ für 37.500 Euro und „Die Hochzeit des Jason und der Creusa“ für 20.000 Euro an Schweizer Sammler gingen. Für 20.000 Euro wurde die „Kirmes in Hoboken“, ein Kupferstich mit Radierung nach Pieter Brueghel, abgesetzt.
Einen Riesensprung von 1800 auf 12.500 Euro machte Carl Wilhelm Kolbes Radierung „Phantastische tote Eiche im Gehölz“ dank deutschem Händlergebot. Als Caspar David Friedrichs eminent seltener kleinformatiger Holzschnitt „Knabe auf einem Grab schlafend“ ausgeboten wurde, war ein amerikanischer Sammler mit deutlich über der Taxe eingesetzten 87.500 Euro siegreich.
Werke von Künstlerinnen sprengen die Preiserwartungen
Bei den Handzeichnungen gab es exzessive Zuschläge von je 35.000 Euro für zwei auf 1800 Euro angesetzte Federzeichnungen mit religiöser Szenerie des Hannoveraner Symbolisten Hermann Wöhler, der hier schon mehrfach seine Schätzpreise gesprengt hatte.


Zwei Zuschläge für Werke von Künstlerinnen sprengten die Preiserwartung in der Moderne-Auktion. Das kleine Ölbild einer Trauernden der an der Berliner Akademie ausgebildeten Ottilie-Wilhelmine Roederstein (1859–1937) ließ geschätzte 1200 Euro mit 25.000 Euro weit hinter sich. Käufer ist ein amerikanischer Sammler. Ein 22 cm hoher, 1914 datierter Bronze-Torso von Renée Sintenis stieg durch Gebot eines pfälzischen Sammlers von 9000 auf 33.750 Euro.
Bis auf wenige Rückgänge erfolgreich war die Versteigerung von Studien und Entwürfen „Prima Idea“ aus der Sammlung Henning Lohner mit rund 150 Losen. Ein Berliner Sammler investierte hier 32.500 Euro in eine frühe Tuschskizze des in Paris lebenden Chinesen Zao Wou-Ki, die von Paul Klee inspiriert ist.
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