Versteigerungen: Es lohnt, zu scrollen und zur Vorbesichtigung zu gehen
Düsseldorf. Auktionskataloge sind wahre Schatzkisten. Für fast jedes Sammelgebiet und für jedes Budget bieten sie Überraschendes und Begehrenswertes. Nichts ist bequemer, als zu Hause das Angebot der Neumeister-Auktion am 25. September durchzuscrollen und bei Gefallen das Objekt der Begierde in der Vorbesichtigung in Augenschein zu nehmen.
Katrin Stoll, Geschäftsführerin des Münchener Hauses, wird in der Moderne-Abteilung zwei Landschaften des Franzosen Jean Dufy in lebhaften Farben und expressivem Sentiment aufrufen: eine Hafenszene und einen mähenden Bauern vor Stadtkulisse.
Jean ist der jüngere Bruder des bekannteren Raoul Dufy; die Schätzpreise liegen dementsprechend nur zwischen 20.000 und 35.000 Euro.
Weniger tief in die Tasche greifen muss, wer sich für die Künstlerkeramik des Multitalents Jean Cocteau interessiert. Fünf Schalen und Teller stammen aus der „Edition originale“ des Ateliers Madeline Jolly. Der Teller mit dem „Arlequin violine dansant“ soll 2500 bis 3500 Euro einspielen. Die im Tagebuch beschriebenen Tanzszenen starten mit 1500 bis 2000 Euro.
Freunde der Avantgarden aus der Zwischenkriegszeit stoßen auf das vibrierende Großstadtbild „Brennholz gegen Kartoffelschalen“ von Conrad Felixmüller (20.000 – 30.000 Euro) von 1936 und auf Ernst Ludwig Kirchners marktfrischen Holzschnitt „Wilde Kuh und Hirt“ von aus dem Jahr 1933 (10.000 – 12.000 Euro). So sehr Kirchner eine Einheit mir der Natur ersehnte, sie gebärdet sich bisweilen widersprüchlich und dynamisch.
Auch aus den angewandten Künsten finden sich zahlreiche Angebote mit Ausstrahlung. So reflektieren die Tischskulpturen von Demétre H. Chiparus die Pariser Tanzrevuen der 1920er-Jahre. Bei den beiden Art déco-Figuren aus Bronze und Elfenbein liegt „Astra“ bei einem Schätzpreis von 19.000 bis 23.000. Für „Etoile de mer“ muss der Liebhaber mehr einsetzen. Sie ist auf 50.000 bis 55.000 Euro taxiert.
Neumeister ruft traditionell auch viel Kunst und Kunstgewerbe vergangener Epochen auf. 500 Jahre Kunstgeschichte umspannt der Katalog. Das Bildnispaar von Luther und Melanchton aus der Werkstatt des Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. soll bei 40.000 Euro aufgerufen werden.
Mindestens 20.000 Euro muss das Porträt des einstigen Ballettstars Barbara Campanini einspielen. Zur Zeit von König Friedrich II. von Preußen galt sie als „fliegende Göttin“. Die Malerin Barbara Rosina Lisiewska zeigt die Umworbene in einem Rollenporträt als „Thetis“. Dass sie die antike Meeresnymphe verkörpert, erzählt die Hofmalerin mit einem Detail. Im Dekolleté der Primaballerina steckt ein Korallenast.

Schmuck und Juwelen runden das Angebot ab. Hier gibt es zarte Kostbarkeiten zu entdecken, die unter 10.000 Euro angesetzt sind. Vorausgesetzt die Konkurrenz der Mitbieter schläft, kommt man im Auktionshaus mit kleineren Einsätzen recht weit.
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